In nur einer einzigen Nacht
erlebte Hannah Nichols den Himmel auf Erden – mit Marco, ihrer großen
Jugendliebe. Doch am nächsten Morgen war er verschwunden und ihr Herz
gebrochen. Fünf Jahre sind seitdem vergangen. Trotzdem ist sie nicht darüber
hinweggekommen. Hannah weiß nur eins: Sie wird ihm niemals verzeihen. Hannah
und Edinburgh zu verlassen war der größte Fehler seines Lebens. Marco
D'Alessandro bereut ihn jeden Tag. Endlich bietet sich eine Chance, Hannah
zurückzugewinnen. Aber die Fehler aus der Vergangenheit wiegen schwer, und für
eine gemeinsame Zukunft muss er alles riskieren …
~*~
Fünf
Jahre nach den Geschehnissen von „Jamaica
Lane“ folgen wir nun Hannah Nichols, Bradens Halb- und Ellies Schwester.
Der Teenager aus den früheren Bänden ist mittlerweile erwachsen geworden. Mit
22 arbeitet sie als Englischlehrerin, abends unterrichtet sie außerdem noch
ehrenamtlich Analphabeten. Hannah ist Single; sie datet nicht, seitdem ihre
große Liebe Marco sie vor fünf Jahren nach ihrem ersten Mal einfach sitzengelassen
hat und in die USA zurückgegangen ist. Die Folgen dieser Nacht haben sie
traumatisiert, sodass sie sich auch von ihrer Familie und Freunden
zurückgezogen hat. Nur Cole, Jos kleiner Bruder und Hannahs bester Freund, hat
wirklich Zugang zu ihr. Eine überraschende Begegnung mit Marco bringt Ängste
und Gefühle, die sie noch immer für ihn hegt, wieder an die Oberfläche. Hannah
geht auf Abstand; will sich nicht noch einmal auf ihn einlassen. Doch Marco
gibt diesmal nicht so leicht auf und möchte Hannah beweisen, dass er sich
geändert hat. Doch die Geheimnisse zwischen ihnen drohen diesen Wunsch zunichte
zu machen.
Da
man Hannah in den früheren Bänden bereits als Teenager kennenlernt, war ich
anfangs unsicher, ob ich sie nicht immer noch als dieses kleine Mädchen sehen
würde. Doch Samantha Young hat es geschafft, sie reif und erwachsen zu zeigen.
Das liegt wohl auch an dem Drama, das ihre behütete Teenagerzeit beendet hat.
Seit diesem Erlebnis ist Hannah zerbrochen; der Schmerz hält sie auch nach fünf
Jahren noch immer im Griff. Sie ist nicht mehr der unbeschwerte Teenager, den ich
in den früheren Teilen mochte, jetzt ist sie einsam, zeitweise bitter und nicht
immer liebenswürdig. Bei einigen Dingen, die sie durchgemacht hat, habe ich mit
ihr mitgelitten.
Marco
war als Teenager ein Draufgänger, der es nicht leicht hatte. Es gab
Schwierigkeiten sowie wenig Zuneigung und Wärme von Seiten der Familie, die ihn
nach einem Zwischenfall zu Verwandten nach Schottland schickte. Auch in Europa
wurde er nicht wirklich mit offenen Armen aufgenommen. Nur Hannah, mit der er
sich langsam anfreundete, akzeptierte ihn vorbehaltlos. Langsam kamen sie sich
näher, doch die Zweifel und Unsicherheiten, die ihm als Junge eingeimpft worden
waren, verhinderten eine Beziehung. Die Gründe, warum er Hannah damals verließ,
sind meiner Meinung nach schwach. Er hätte auch einfach mit ihr reden bzw. in
Kontakt bleiben können. Fünf Jahre später, als er überraschenderweise wieder auf
sie trifft, ist er stärker und reifer geworden. Er hat seine Selbstzweifel überwunden
und will Hannah diesmal nicht aufgeben. Jetzt, wo er weiß, was er verdient hat,
lässt er nicht locker; gibt alles, um die verletzte Hannah von einer gemeinsamen
Zukunft zu überzeugen. Sein Verhalten von damals ist inakzeptabel, die Gründe
wie gesagt idiotisch. Jede andere hätte ihn nach ihrem Wiedersehen nicht einmal
zu Wort kommen lassen, doch Hannah liebt ihn trotz aller Vorkommnisse natürlich
immer noch.
Obwohl
ich Hannahs Zweifel und ihren Schmerz verstehen kann, war mir die „Ich will
dich, obwohl ich dich nicht wollen will“-Sache ein wenig zu langatmig. Da hätte
man trotzdem früher einen Strich unter die ganze Sache ziehen können, egal, wie
sie sich auch entschieden hätte. Die beiden Hauptcharaktere waren grundsätzlich sympathisch,
obwohl ich mit ihren Entscheidungen und ihrem Verhalten nicht immer
einverstanden war.
„India Place“ gefällt mir wirklich gut, ich
bin aber nicht so begeistert wie von den
ersten drei Bänden. Irgendetwas fehlt mir. Vielleicht liegt es auch daran, dass
die ersten drei Bücher zur selben Zeit spielen und hier doch ein relativ großer
Sprung in die Zukunft geschehen ist. Das stellt einen gewissen Bruch in der
bisherigen Reihe dar. Am Anfang werden hier noch einmal die zahlreichen
Personen und ihre Verbindung zueinander vorgestellt – das ist für Neueinsteiger
essentiell (wobei ich raten würde, die Reihe von vorne zu beginnen), für die
anderen dürfte es eventuell lästig sein. Ansonsten ist es natürlich großartig,
die drei Pärchen der früheren Bände und ihre Kinder wiederzutreffen und
mitzuerleben, wie sich ihre Beziehungen weiterentwickelt haben.
„India Place“ beinhaltet eine Menge emotionales
Drama: verletzte Gefühle, Schmerz, Bedauern und Geheimnisse. Letztere
kristallisierten sich für mich ziemlich schnell heraus. Gleichzeitig ist
Hannahs und Marco Geschichte schön geschrieben, realitätsnah und glaubwürdig.
Das Leben und auch die Liebe sind nicht immer einfach und jeder hat eine zweite
Chance verdient.
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