Als
Clay Jensen aus der Schule nach Hause kommt, findet er ein Päckchen mit 13
Kassetten vor. Er legt die erste in einen alten Kassettenrekorder, drückt auf
„Play“ – und hört die Stimme von Hannah Baker. Hannah, seine ehemalige
Mitschülerin. Hannah, für die er heimlich schwärmte. Hannah, die sich vor zwei
Wochen umgebracht hat. Mit ihrer Stimme im Ohr wandert Clay durch die Nacht,
und was er hört, lässt ihm den Atem stocken. Dreizehn Gründe sind es, die zu
ihrem Selbstmord geführt haben, dreizehn Personen, die daran ihren Anteil
haben. Clay ist einer davon...
~*~
Ergreifend und berührend fand ich das Erstlingswerk des Amerikaners Jay Asher. Deshalb muss ich in dieser Rezension einfach zwei Stellen aus dem Buch zitieren:
„Hallo zusammen. Hier spricht
Hannah Baker. Live und in Stereo.
Keine Widerkehr, keine Zugabe.
[…] Und diesmal auch absolut ohne Forderungen. […] Ich hoffe, ihr seid bereit,
denn ich will euch die Geschichte meines Lebens erzählen. Genauer gesagt, warum
mein Leben ein Ende fand. Und wenn ihr diese Kassetten hört, dann seid ihr
einer der Gründe dafür.[…] Ich werde nicht verraten, welche Kassette wen von
euch ins Spiel bringt. Aber keine Sorge, wer diese hübsche kleine Schachtel
bekommen hat, dessen Name wird irgendwann auftauchen, versprochen!“
Ein
Karton mit dreizehn Kassetten steht vor Clay. Dreizehn Gründe für einen
Selbstmord und der Schüler ist einer davon. Wenn er anfangs noch an einen
Scherz geglaubt hat, dann muss er bald feststellen, dass er falsch liegt. Denn
die ersten Personen, über die Hannah auf den Kassetten erzählt, sind nur zu
real. Sie alle gehen auf dieselbe Schule.
Der
Junge, dem sie ihren ersten Kuss gab; die ehemals beste Freundin; das
beliebteste Mädchen, der „Spanner“; die Typen, die sie ausnutzten, jeder auf
seine Art und Weise; jener, der sich mehr nahm, als sie zu geben bereit war.
Also
hört Clay sich die Kassetten an. Jede einzelne davon, während er durch die
Straßen der Stadt zieht, um jene Orte zu besuchen, von denen Hannah erzählt, und
dabei an seine persönlichen Begegnungen mit ihr zu denken.
Auf
einer der hinteren Kassetten taucht dann auch sein Name auf: Clay Jensen. Und
dazu ihre gemeinsame, ganz persönliche Geschichte. Hätte er sie retten können? Wenn er anders gehandelt hätte, wäre es
zu verhindern gewesen?
Als
schließlich die letzte Kassette endet, weiß Clay, was wirklich geschehen ist.
Weshalb Hannah sich aufgab. Als sie Hilfe am dringendsten gebraucht hätte, war
sie abgewiesen worden. Von jemandem, dessen Aufgabe eigentlich darin bestand,
zu helfen.
„Klick. Ende der Aufnahme. […]
Das Gesicht noch immer gegen
die Stäbe gepresst, breche ich in Tränen aus. […]
„Es tut mir leid.“ Das waren
ihre Worte. Und wann immer ich sie in Zukunft höre, werde ich an sie denken.
Doch einigen von uns werden sie nicht über die Lippen kommen. Einige werden ihr
nicht verzeihen, dass sie sich umgebracht und anderen die Schuld daran gegeben
hat.
Ich hätte ihr geholfen, wenn
sie es zugelassen hätte. Ich hätte ihr geholfen, weil ich wollte, dass sie
lebt.“
Was soll man tun, wenn sich das Schicksal nicht verändern lässt? Verzweifelt man oder beginnt man das Leben nun aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten? Lebt man intensiver?
„Tote
Mädchen lügen nicht“ baut nicht auf Spannung auf. Das Ende ist von vornherein
bekannt und doch wird es niemals langweilig. Wie viel muss geschehen, ehe ein
Mensch aufgibt? Natürlich ist es jede Person anders. Manche sind stärker,
manche schwächer. Einige beliebt und andere das hässliche Entlein, auf dem alle
herumhacken.
Hannah hat es sich meiner Meinung nach einfach gemacht. Andererseits kann man sich nur schwer in einen verschlossenen Menschen hineinversetzten. Man kann nicht wissen, was er fühlt oder wie er handelt. Hannah hat sich umgebracht. Die Schuld dafür gibt sie jedoch anderen. Während sie Befreiung fand, lastet das Wissen nun schwer auf den Schultern dieser dreizehn Menschen. Einige von ihnen werden sich wahrscheinlich nicht großartig darum kümmern, andere wie Clay trifft es schwer. Wollte er ihr doch helfen, hat sich aber nur nicht getraut. Dennoch deutet das Ende des Buches auf einen Fortschritt hin. Clay hat sich weiterentwickelt. Er wird aktiv. Jetzt wo er die Wahrheit kennt, weiß er was er tun muss. Und das ist die Moral der Geschichte.
Hannah hat es sich meiner Meinung nach einfach gemacht. Andererseits kann man sich nur schwer in einen verschlossenen Menschen hineinversetzten. Man kann nicht wissen, was er fühlt oder wie er handelt. Hannah hat sich umgebracht. Die Schuld dafür gibt sie jedoch anderen. Während sie Befreiung fand, lastet das Wissen nun schwer auf den Schultern dieser dreizehn Menschen. Einige von ihnen werden sich wahrscheinlich nicht großartig darum kümmern, andere wie Clay trifft es schwer. Wollte er ihr doch helfen, hat sich aber nur nicht getraut. Dennoch deutet das Ende des Buches auf einen Fortschritt hin. Clay hat sich weiterentwickelt. Er wird aktiv. Jetzt wo er die Wahrheit kennt, weiß er was er tun muss. Und das ist die Moral der Geschichte.

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